Ge(h)Danken

Gedanken

Wer von uns kennt es nicht?!

 

Gedanken kommen und gehen. Sie drehen sich im Kreis, wir sind wie in einem Strudel gefangen. Schwere, dunkle, trübe Gedanken, die einen abwärts ziehen, immer Tiefer in die eigenen Abgründe. In Gedanken werten wir uns ab, machen uns fertig und klein.

Man spricht vom Gedankenkarussell – dieses Karussell macht aber gar keinen Spaß.

 

Verbunden damit sind genauso dunkle und trübe Gefühle. Wir fühlen uns niedergeschlagen, schlecht, unzureichend, als Versager, voller Schuldgefühle, zu langsam, zu schnell, zu dick, zu dünn, beschämt, …

Uns geistern Sätze durch den Kopf wie: „Du Loser kannst es ja doch nicht.“ „Probier es erst gar nicht.“ „Du bist ein schlechter Partner/Vater.“ „Als Mutter/Partnerin hast du versagt.“ „Alle anderen machen es besser als ich.“

 

Welche Gefühle lösen diese Sätze bei dir aus? Welche Sätze kommen dir in den Sinn?

 

Meistens machen wir uns unsere Gedanken nicht (vollkommen) bewusst. D.h. wir haben keinen Einfluss auf sie, wir geben ihnen die Zügel in die Hand und liefern uns ihnen aus. Der Strom aus Gedanken reißt uns mit und wir kämpfen darum, nicht in ihnen zu ertrinken.

 

Viele dieser hinderlichen, ja sogar selbstzerstörerischen Gedanken sind Glaubenssätze.

Es sind immer wieder gehörte Sätze aus unserer Kindheit und Jugend, die sich festsetzen und die wir schließlich verinnerlichen. Wir sind davon überzeugt, sie kommen von uns, aus unserem Wesenskern. Doch das stimmt nicht.

Es sind übernommene Ansichten, Meinungen, Bewertungen über uns von Eltern und/oder anderen wichtigen Bezugspersonen. Wenn wir etwas oft genug hören, glauben wir es irgendwann. Kennst du den Spruch: „Alle sagten: Das geht nicht! Dann kam einer, der wusste das nicht und hat es gemacht.“?

 

Mir ging es genauso. Heute noch, gehe ich meinen Gedanken und Urteilen über mich immer wieder auf den Leim. Wir haben alle unsere inneren Kritiker etabliert und sie geben den Takt vor.

Eine Gedanken- und Gefühlsspirale, die abwärts geht. Wir glauben diesen Gedanken und denken, diese Gefühle machen uns aus.

 

Wir identifizieren uns mit ihnen:

 

Ich bin unfähig.

Ich bin schuld.

Ich bin traurig.

Ich bin wütend.

Ich bin unattraktiv.

 

Und hier kommt eine, für mich, wichtige Erkenntnis:

Wie, was? Was heißt das? Ist das nicht das Gleiche?

Nein. Ist es nicht.

 

Es heißt auch: „Glaube nicht alles was du denkst.“

Uns gehen rund 60 000 Gedanken am Tag durch den Kopf, sehr viele davon negativ. Mehrere Studien belegen, wir Menschen neigen dazu, negative Informationen stärker wahrzunehmen. Negative Erlebnisse bleiben länger im Gedächtnis. Angst oder Wut spüren wir tendenziell schneller als Freude. Wir reagieren stärker auf negatives als auf positives Feedback – Lob vom Chef bleibt weniger hängen als die Kritik.

Warum ist das so?

Die psychologische Forschung sieht die Ursache in der Evolution. Negative Dinge sind wichtiger fürs Überleben.

 

Unser Gehirn ist darauf optimiert, vom Schlimmsten, vom Negativen auszugehen. Hätten unsere Vorfahren vor tausenden von Jahren bei jedem Rascheln im Gebüsch vertrauensvoll einen harmlosen Grund vermutet, wären sicher alle vom Säbelzahntiger gefressen worden.

Wenn du heute über die Straße gehst und den wunderschönen Sonnenaufgang nicht bemerkst, wird nicht viel passieren. Wenn du aber das laute Hupen ignorierst, kann es schlecht für dich ausgehen.

Früher war es also überlebensnotwendig, was Schlimmes zu vermuten. Die Stressfaktoren und Gefahren waren unmittelbarer und oft lebensbedrohend. Wir können dieses Verhalten, noch unverfälscht, an unseren Haustieren beobachten.

 

In der heutigen Zeit sind wir solchen Gefahren kaum mehr ausgesetzt. Die Stressfaktoren haben sich zwar stark geändert, unser Gehirn und unser Körpersystem funktionieren jedoch noch immer gleich.

Der Chef, der uns zur Schnecke macht. Das Projekt, das nicht rechtzeitig fertig wird. Die gefühlt tausend Dinge, die scheinbar gleichzeitig erledigt werden sollten, sind eine Dauerbelastung.

Durch diese Überlastung werden wir empfindlicher. Oft nehmen wir es heutzutage schon als Stress und Ärgernis wahr, wenn das Zalando Packerl nicht rechtzeitig kommt, wir im Stau stehen oder das neue Handy nicht in der gewünschten Farbe lieferbar ist. 

Innere Kritiker oder zwanghafter Optimist

Im Prinzip will ja keiner negative oder schlechte Gedanken.

Wir wollen keine Trauer spüren und keine Angst. Wollen den Schmerz vermeiden. Wir wollen glücklich und positiver Stimmung sein. Dennoch werden wir alle immer wieder von trüben Gedanken und Gefühlen „heimgesucht“.

 

Doch vermeiden funktioniert nicht. Ignorieren funktioniert nicht. Ablenken funktioniert nicht – vielleicht kurzfristig.

Einfach alles Negative „wegstrahlen“, „nur positiv denken“, erst gar keine negativen Gefühle/Gedanken aufkommen und zulassen, um das Negative ja nicht anzuziehen, funktioniert nicht.

 

Das weiß ich aus eigener Erfahrung. Psychologen stellten ebenfalls fest, dass viele Menschen in schlechter Stimmung sich durch die Aufforderung positiv zu denken noch einsamer und isolierter fühlten. Sie hatten das Gefühl, mit ihren negativen Gedanken unerwünscht und nicht richtig zu sein.

 

Nur weil du mal was Negatives denkst, stürzt nicht alles Schlechte des Universums auf dich ein. Wir dürfen uns mies fühlen, wütend sein, in Selbstmitleid zerfließen.

 

Wichtig ist, dass wir es… na? Richtig!

Bemerken, erkennen, wahrnehmen. Dann können wir eine Strategie entwickeln damit umzugehen. Du wirst nicht krank als „Strafe“ für deine schlechten Gedanken, oder weil du es „angezogen“ hast. Wenn es danach ginge, hätte ich niemals Brustkrebs bekommen können. Ich war felsenfest überzeugt, dass ich nie Krebs entwickeln werde. Ich habe mir darüber nie den Kopf zerbrochen und war nie zuvor bei einer Mammographie.

 

Positives Denken wird, v.a. in unserer westlichen Gesellschaft, zum Diktat. „Nimm es / Denk positiv.“, „Es könnte schlimmer sein.“, „Daran darfst du gar nicht erst denken.“, „Du musst jetzt positiv sein.“ Dieses, fast schon toxische, positive Denken erlaubt keine negativen Gedanken oder Gefühle.

 

Auch ich habe solche Sätze während meiner Chemo gehört und sie riefen Widerstand und ein Ohnmachtsgefühl in mir hervor. In keiner Weise haben sie mir geholfen.

 

Es gibt zwar Studien, die eine Wirksamkeit der Positiv-Denken-Strategie belegen, jedoch sind es nur bestimmte Persönlichkeitstypen denen es weiter hilft. Vor allem Menschen mit hoher Motivation und wenig Angst vor Misserfolg können davon profitieren.

Super! Also in der Regel Menschen, mit sowieso hohem Selbstwertgefühl und positiver Grundeinstellung. Das bestätigt auch mein Empfinden dazu.

 

In einer groß angelegten Langzeitstudie zur Frauengesundheit zeigte sich wiederum, dass eine positive Lebenseinstellung das Risiko von Frauen für Herzerkrankungen senkt, wobei diese dabei seltener an Übergewicht, Diabetes, Bluthochdruck, hohen Cholesterinwerten und Depressionen litten.

 

Die Forschung hat zudem herausgefunden, dass ein übermäßiges Fokussieren auf Negatives zu einem geringeren Wohlbefinden führt. Wenn wir uns weniger wohlfühlen, kommen auch trübere Gedanken. Und schon sind wir drinnen, in der Abwärtsspirale und das Ganze meist noch unbewusst.

 

Mist! Irgendwie ein Dilemma, oder? Die gute Nachricht ist, du kannst was tun, doch dazu später mehr.

Warum für mich „positives Denken“ nicht funktioniert.

Nun, dazu sollten wir erst klären, was jeder unter dem Begriff versteht.

Je mehr ich mich mit dem Thema auseinandersetze, desto vielschichtiger und komplexer erlebe ich es.

 

Ich verstehe diese „denk positiv“ Bewegung so, dass man jeglichen negativen Gedanken oder jedes ungute Gefühl erst gar nicht zulässt.

Ja nicht drauf einlassen, sonst zieht es dich runter, gleich durch positive Gedanken und Gefühle ersetzen.

 

Die Wurzeln dieser Denkmethode liegen im 19.Jahrhundert und kommen vor allem aus der USA. Sie entwickelte sich als Widerstand zu dem Glauben, dass der Mensch komplett abhängig ist von der Gnade Gottes und ständig seine Sünden erforschen und bereuen müsse, wenn er Erlösung finden möchte. Heutzutage ist es vor allem im Bereich der populärwissenschaftlichen Psychologie angesiedelt. Häufig verbreiten selbsternannte „Experten“ oder „Motivationstrainer“ das Konzept, in Persönlichkeitsseminaren als „mentalen Positivismus“. Es ist eine Selbstmotivation mittels positiver Phantasien.

 

Die Einstellung: «Ich-erreiche-alles-wenn-ich-es-mir-nur-lange-genug-wünsche» schadet oft mehr als sie nützt.

In Studien mit übergewichtigen Frauen, die abnehmen wollen oder mit Studenten, die vor einer wichtigen Prüfung stehen, konnte gezeigt werden, dass positive Phantasien sogar hinderlich sein können, die gesteckten Ziele zu erreichen. Diese Phantasien täuschen den Menschen unterbewusst vor, ihre Wünsche seien bereits erfüllt, sodass sie deren Motivation und deren konkretes Handeln hemmten und für das Erreichen des Ziels zu wenig aktiv getan wurde, so die Forscher.

Menschen, die in erster Linie analytisch-kritisch denken, hilft es sogar ein „worst case“ Szenario zu entwerfen.

 

Zwanghaftes, positives Denken ist ein Schönreden von Problemen. Werden die Glaubensbotschaften des positiven Denkens unreflektiert verinnerlicht, wirken sie im Verborgenen der Psyche weiter. Dies kann zu noch mehr Stress führen und Scham und Schuldgefühle schüren. Glauben wir also zwanghaften Optimisten nicht alles.

Und die geliebten sozialen Netzwerke reiten dich noch tiefer rein.

Denn jeder dort scheint das beste und wundervollste Leben zu haben und permanent glücklich zu sein. Sie sind voll von Menschen, die sich alles in ihrem Leben „selbst kreiert“ haben, weil sie einfach keinen Misserfolg zuließen.

Da kommt bei mir der Gedanke auf: „Wieso schaff ich das nicht!?“, „Wieso bin ich so unfähig?“, „Was stimmt mit mir nicht?“.

Ich bin nicht immer glücklich, es läuft nicht immer rund und nicht alles wovon ich träume fliegt mir in den Schoß, weil es leicht sein darf. Manchmal geht es mir richtig beschissen.

 

Die Wahrheit ist, das schafft niemand.

Niemand!

 

Unser Gehirn ist nicht darauf ausgelegt permanent in einem glückseligen, entspannten und zufriedenem Zustand zu sein. Das ist übrigens ebenfalls ein Grund, warum es in einer Liebesbeziehung am Anfang so toll und berauschend ist und später – nicht mehr so…

Immer mehr Menschen glauben durch diese Social-Media-Blase, es ist nicht in Ordnung Angst oder Selbstzweifel zu haben, Fehler zu machen oder auch mal mit etwas zu scheitern.

 

Diese Art positiven Denkens hat nichts mit gesundem Optimismus zu tun. Es ist vielmehr ein Schwarz-Weiß-Denken. Positives Denken ist gut, negatives Denken und die damit verbundenen negativen Gefühle sind schlecht und müssen vermieden werden. Gesunder Optimismus hingegen entwickelt sich, wenn wir bereit sind Möglichkeiten und Situationen realistisch einzuschätzen. Wenn wir erkennen, dass Fehler, (Selbst)Zweifel und negative Gefühle wichtig sind für unsere Entwicklung im Leben. 

FEHLER = HELFER

Wie kommen wir nun raus aus diesem Dilemma?

Balance finden

 

Die Wahrheit liegt, wie so oft, in der Mitte. Es ist ein Balanceakt.

Deine Gedanken und Gefühle „wollen“ gesehen, wahrgenommen und ernst genommen werden. Dann kannst du sie wieder gehen lassen. Wenn sie zu einem Anlass wiederkommen, hast du die Chance, sie neu zu erkennen, auszuwerten und zu bearbeiten, damit sie erneut wieder ziehen können.

 

Lerne auf den (Gedanken)Wellen zu surfen, nicht in ihnen unter zu gehen.

 

Dazu gehört sie wahrzunehmen, was mit etwas „Abstand“ leichter gelingt.

Was möchte deine Angst, deine Wut, deine Verachtung dir sagen? Welche Botschaft hat sie? 

Wenn du beispielsweise deine Angst „anschaust“, ist sie wirklich so schrecklich, wie befürchtet?

Wo kommt sie her? Wozu dient sie dir oder hat sie dir mal gedient?

 

Damit übernimmst du Verantwortung für deine eigenen Gedanken und Gefühle. Die Glaubenssätze hast du vielleicht irgendwann mal übernommen und verinnerlicht aber was du daraus machst, hier und jetzt in deinem Leben, das liegt an dir!

 

Aufgesetztes, zwanghaftes, positives Denken ist nicht hilfreich und ständiges Trübsal blasen und in einer negativen Gedankenspirale gefangen sein ebenso wenig.

Aussteigen aus dem Karussell

Was funktioniert?

Hinschauen. An-erkennen. Akzeptieren. Integrieren. Versöhnen. Dankbar sein.

 

Ich habe durch Yoga begonnen zu meditieren. Nicht, dass ich es so regelmäßig mache, wie ich mir immer wieder vornehme…. aber dran bleiben ist wichtig. So bin ich mir, meinem Wesenskern, nähergekommen. Habe angefangen zu unterscheiden, was verinnerlicht und innerlich ist.

 

Und da bin ich heute noch dran. Jeder Tag ist eine Reise zu mir selbst. Manchmal vorwärts, manchmal seitlich, manchmal zurück aber immer in Bewegung.

Keine Sorge, du musst nicht gleich anfangen zu meditieren. Es hilft achtsamer zu werden. Nach innen zu lauschen und zu beobachten. Was sind für Gedanken da? Was sind für Gefühle da?

Be-achten.

 

Ich mache innerlich quasi einen Schritt zurück und bemerke was gerade bei mir abläuft. Zu Beginn habe ich es oft erst hinterher gecheckt. Zum Beispiel: „Ah, da habe ich mich wieder runter gemacht.“. Dann fiel es mir auf, während ich mich selbst fertig machte oder wütend war. Heute passiert es mir noch immer. Doch je mehr ich dieses Achtsam sein praktiziere, desto leichter und schneller komm ich mir selbst auf die Schliche.

 

Schalte deine Innere Beobachterin, deinen inneren Beobachter an. Bemerke, was du denkst über dich und andere. Bewertest du dich und andere ähnlich? Hast du verschiedene Maßstäbe? Und was denkst du, dass andere über dich denken?

Wie ein neutraler Zuschauer, kannst du den Strom deiner Gedanken wahrnehmen. Dann wirst du bemerken, dass die Gedanken kommen und gehen

Eine wichtige Erkenntnis.

Unsere Gedanken ziehen durch unser Gemüt, wie die Wolken auf einem blauen Himmel. Du kannst sie dir wie Züge im Bahnhof vorstellen. Es ist deine Entscheidung, ob du einsteigst oder nicht und wann du wieder aussteigst.

Mit unseren Gefühlen, die diese Gedanken begleiten, geht es ganz genauso. Gedanken, Gefühle und unser Handeln sind eng miteinander verknüpft und hängen wechselseitig zusammen.

Wenn du an etwas Witziges denkst, eine fröhliche Erinnerung, dann fühlst du dich leicht, belustigt, fröhlich. Deine Mundwinkel gehen nach oben, vielleicht musst du sogar schmunzeln und ein klein wenig lachen. Früher, wenn ich in Wien mit den Öffis unterwegs war und mir was sehr Lustiges eingefallen ist, musste ich manchmal laut lachen – die anderen dachten sicher (ja, da ist es wieder): „Die ist bestimmt ne Irre….“.

Mit traurigen und schlechten Erinnerungen geht es natürlich genauso. 

 

Beobachte das mal – deine Gedanken und deine Gefühle dazu und umgekehrt.

So kannst du beginnen dein Inneres zu erforschen.

 

Das Wahrnehmen und Ausdrücken negativer Gefühle und Gedanken ist hilfreich und befreiend. Wenn du einen Verlust erlitten hast (ein geliebter Mensch, ein geliebtes Haustier ist gestorben) dann erlaube dir deine Trauer. Wenn dich jemand gekränkt hat, schau hin und sprich darüber. Es fördert die Problemlösung und wird in der psychosozialen Beratung und Psychotherapie genutzt. Wenn du Unterstützung dabei brauchst, melde dich gerne bei mir.

Woher kommen diese Gedanken und Gefühle.

Wer spricht da wirklich?

Wer hat uns da was eingeredet?

 

Es geschah kaum mit böser Absicht. Unsere Eltern (Erziehungsberechtigten …) und später daraus resultierend, unsere verinnerlichten Kritiker, wollten und wollen uns schützen, fordern und fördern. Leider heißt gut gemeint nicht immer gut gemacht. Doch es hilft dir nicht weiter zu grollen oder jemandem Vorwürfe zu machen. Es ist geschehen und hat dich geformt und geprägt.

 

In Stein gemeißelt ist es allerdings nicht.

Du hast es in der Hand diese Gedanken und Gefühle über dich zu verändern.

 

Ist das nicht wundervoll?

Du bist unabhängig! Du brauchst niemanden, der etwas Bestimmtes sagt oder tut, damit es dir besser geht – das kannst du ganz alleine.

 

Aus der Psychologie wissen wir bereits, dass negative Gedanken eine Alarmfunktion haben. Wenn du deine Bedürfnisse ignorierst, deine Grenzen überschreitest oder deine Sehnsüchte übergehst, melden sie sich „zu Wort“ und zeigen einen Handlungsbedarf auf.

 

Das „Monster unterm Bett“ verschwindet nicht, nur weil ich wegschaue. Doch vor dem Monster erstarren, wie das berühmte Kaninchen vor der Schlange ist ebenfalls nicht zielführend und hilfreich.

Was kann man tun, wenn man gerade im Strudel gegen den Untergang kämpft?

Notfallkoffer

Was du tun kannst.

 

Um sich aus solchen Zuständen zu holen, sind ein paar Übungen hilfreich. Nicht alles ist für jeden was und meine Aufzählung ist noch lange nicht vollständig.

Beobachten

Den inneren Schritt zurück und das Beobachten der Gedanken und Gefühle habe ich schon erwähnt. Dies bedarf allerdings ein wenig Übung. Es kommt aus dem Achtsamkeitstraining und dieses ist auf den Lehren des Buddhismus begründet. Vielleicht bemerkst du: Wie rede ich denn da mit mir!? Und kommst deinen Mechanismen und Glaubenssätzen auf die Spur.

Finde eine ruhigen Platz und auch Ruhe in dir. Dann stelle dir vor, du beobachtest dich von Außen. Welche Gefühle, Gedanken bemerkst du? Fühlst du dich traurig oder ärgerst du dich über dich, sag innerlich (oder laut, wie du magst): Ah, da ist Trauer/Ärger. Nimm wahr, was das mit deinen Gedanken und Gefühlen macht.

 

 

Atmen

Atmen kann auch sehr hilfreich sein. Hä, ich atme doch eh immer, wirst du jetzt denken. Ja, klar aber hier ist ein achtsames Atmen gemeint. Es ist gut, wenn du es in entspanntem Zustand übst.

Finde einen Platz, wo du Ruhe hast. Dann fokussiere dich nur auf dem Atemstrom und beobachte ihn – frei von der Absicht etwas zu verändern. Schweifen die Gedanken wieder ab- was ganz normal ist -  bringe deinen Fokus wieder zurück zu deinem Atem. Hier kommst du zu einer kleinen Atemmeditation zum Runterladen

 

 

Schreiben

Vielen Menschen hilft schreiben. Schreib alles auf, was gerade an Gedanken und Gefühlen da ist, lass alles raus auf das Papier fließen. Ungehemmt, es liest sonst keiner. Wenn es für dich stimmig ist, kannst du den Zettel mit negativen Gedanken und Gefühlen anschließend verbrennen.

 

 

Dankbarkeitstagebuch

Du kannst dir abends überlegen, wofür du heute dankbar warst. Kleinigkeiten, die sonst eventuell unbemerkt geblieben wären.

Ein Lächeln, ein nettes Wort. Eine helfende Hand.

Konntest du jemand helfen?

Dass du genug zu essen hast. Dass du fließendes warmes Wasser hast…

Du kannst es aufschreiben oder einfach nur in Gedanken notieren.

Eine Untersuchung zeigte, dass Kinder, bei denen ganz bewusst Dankbarkeit und Großzügigkeit gefördert wurde, glücklicher und belastbarer werden.

Es ist nie zu spät damit anzufangen.

 

 

Bewegung

Bewegung bewegt. 😊 Du bewegst nicht nur deinen Körper. Unser Körper, unsere Gedanken und unsere Gefühle stehen miteinander in Verbindung und bedingen sich gegenseitig. Wenn du dich bewegst, bringst du auch deine Gedanken in Bewegung und du hast die Möglichkeit, sie in eine andere Richtung zu lenken. Egal, ob du einen Spaziergang im Wald machst, joggst oder Fahrrad fährst. Sanfte Bewegungen des Körpers, wie zum Beispiel beim Qu Gong sind ebenfalls geeignet.

 

ÜBUNG: Qu Gong Schütteln

Das Schütteln dient dem Abbau all dieser Gefühle, Erlebnisse, Verletzungen und Ängste. Wir schütteln uns quasi frei. Tiere schütteln sich ebenfalls nach stressigen Situationen, dies dient dem frei machen dieser erstarrten Energie.

Wir Menschen können diese Übung mit bestimmten Geisteshaltungen verbinden. Während des Schüttelns lassen wir unsere Alltagsgedanken bewusst immer mehr ziehen, wandern mit unserer Aufmerksamkeit in bestimmte Körperbereiche hinein, die besonders angespannt sind, um diese noch effektiver zu lösen und vielleicht tritt ein Zustand innerer Ruhe ein.

 

ANLEITUNG:

Stehe mit deinen Fußsohlen fest auf der Erde und bleib mit lockeren Knien stehen.

Atme einige Atemzüge tief durch und lass den Atem ruhig weiter fließen.

Beginne nun langsam und sanft aus den Knien heraus zu schütteln.

Lass deine Arme, Schultern locker werden. Lass nach und nach das Schütteln intensiver und deine Muskeln immer lockerer werden. Wenn dein Kiefer anfängt zu klappern, weißt du, dass du ganz lockerlässt.

Immer in der Intensität und dem Tempo, das für dich angenehm und stimmig ist.

Du kannst deine Aufmerksamkeit auf verschiedene Bereiche in deinem Körper lenken, dahin, wo du besondere Anspannung verspürst. Schüttle dich ganz bewusst dort locker.

Bewege dich beim Schütteln so, wie es dir gut erscheint, es gibt kein richtig oder falsch.

Wenn du das Gefühl hast, es ist genug, lass das Schütteln ganz allmählich sanfter werden, die Bewegung immer kleiner und feiner, bis sie nur noch in der Erinnerung nachklingt.

Wenn du magst, lege eine Hand auf deinen Solar Plexus und eine auf dein Herz. Stell dir vor, wie sich all die in Bewegung geschüttelte Energie dort sammelt und alles, was du jetzt nicht mehr brauchst abfließt und du die frische Energie im Körper verteilst.

 

In Bewegung habe ich übrigens meist die besten Ideen und Gedanken – und unter der Dusche…

Fazit

Wir sind darauf gepolt negativen Eindrücken und Informationen mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Dies war und ist in bestimmten Situationen sinnvoll und wertvoll. In unserem immer schnelleren und stressigeren Alltag geraten wir leicht in ein negatives Gedankenkarussell. Unsere Wahrnehmung der Dinge verzerrt sich.

 

Wenn ich meinen inneren Kritikern, in Form negativer Gedanken, Urteilen und Gefühlen, jedoch auf die Spur komme, sie würdige und be-achte, spüre ich Erleichterung. Vielleicht klingt das paradox. Doch so können wir Erlebtes integrieren und für unser Wachstum nutzen.

Dann sind wir in unserer Selbstwirksamkeit und wir können sogar lernen dankbar zu sein für all die negativen Gedanken und Gefühle.

 

Wie wir die negativen Gedanken empfinden, hängt nämlich auch davon ab, wie wir sie bewerten. Ertappst du dich wieder mal dabei, dass du dich über dich ärgerst oder dich unzulänglich fühlst? Dann kannst du dich noch mehr darüber ärgern (Das wolltest du doch nicht mehr tun!). Du kannst wütend werden auf deine Eltern, weil sie dir nicht genug Selbstvertrauen und Liebe mit auf den Weg gegeben haben. Oder du nimmst diese inneren Kritiker freundlich wahr und stellst fest: Ah, da sind sie wieder.

Wo kommen sie her? Was war ihr ursprünglicher Zweck? Wie kann ich jetzt mit ihnen umgehen?

 

Also, lehnen wir sie nicht ab, schieben wir sie nicht weg. Schauen wir sie uns an und danken ihnen für ihr da sein. Sie bringen uns ein Stück näher zu uns.

Wir lernen uns immer besser kennen und - wenn es richtig gut läuft – zu lieben.

 

Welche Gedanken beschäftigen dich am meisten? Welcher innerer Kritiker ist besonders aufdringlich?

 

Ich antworte dir gerne auf Fragen und Kommentare. Leider gibt es bei Jimdo keine Möglichkeit direkt zu antworten, ich muss einen eigenen Kommentar erstellen. Daher kann es sein, dass du keine Benachrichtigung bekommst, ich reagiere aber verlässlich auf alle Kommentare! :-)

Verwendete Literatur

Stangl, W. (2022, 9. Juni). positiven Psychologie - Positives Denken - eine Kritik. [werner stangl]s arbeitsblätter.

https://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/MOTIVATION/Positives-Denken.shtml

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Kommentare: 4
  • #1

    Birgit Schultz (Donnerstag, 07 Juli 2022 19:35)

    Hallo Katharina,

    da hast Du die negativen Gedanken aber so richtig auf den Seziertisch gelegt und genüsslich eine Autopsie vorgenommen! Klasse, was du alles ansprichst und mir gefällt natürlich, dass Du Wege aus den negativen Gedanken aufzeigst.

    Mit hilft tatsächlich Schreiben - und das schon sehr lange. Schon als junger Teenager habe ich Tagebuch geschrieben (die existieren sogar noch) und wenn ich mich so richtig verbal ausgekotzt hatte, dann habe ich immer versucht, die Kurve zu kriegen und mich aus dem Tief rauszuschreiben. Keine Ahnung, wie ich damals darauf kam. Damals klappte es noch nicht so gut, heute umso besser.

    Atemtechniken habe ich auch schon mal versucht, aber die klappen bei mir nicht anstelle, sondern erst nach dem Schreiben.

    ✨ Zauberhafte Grüße
    Birgit

  • #2

    Katharina Wanha (Donnerstag, 07 Juli 2022 20:16)

    Liebe Birgit,

    ja, der Hang zu sezieren ist mir wohl geblieben :-D Hui, das klingt gruseliger als es ist. Ich zerpflücke gerne und gehe den Dingen auf den Grund.
    Toll, dass di das Schreiben so gut hilft! Ich habe es auch längere Zeit gemacht - und ganz selten (leider) heute noch. Aus meinen früheren gedanklichen Ergüssen soll bald ein Buch entstehen...
    Du hast mich inspiriert, wieder mehr zu schreiben.

    Herzliche Grüße
    Katharina

  • #3

    Birgit Schultz (Donnerstag, 07 Juli 2022 21:31)

    Ja, so gruselig ist es gar nicht.

    Mein Tipp: Greife wieder zum Füller (das ist mein liebstes Schreibinstrument für Gedanken aller Art) - für ein Buch ist aber ein Rechner besser geeignet. Ich bin gespannt, wann Du Dein Buch in Angriff nimmst!

    Beste Grüße
    Birgit

  • #4

    Katharina Wanha (Freitag, 08 Juli 2022 10:06)

    Na, da bin ich froh! :-)

    Habe mir vor kurzem sogar eine neue Füllfeder gekauft. Damit schreibe ich dann auch am liebsten.

    Das Buch wäre soweit fertig, ist aus den ganzen Gedanken und Geschichten aus den vergangenen Jahren :-D Ich weiß noch nicht, wo und wie ich es veröffentliche. Möchte es in selfpublishing machen.

    Liebe Grüße Katharina