Deine Trauer um ein geliebtes Tier kann und darf genauso schmerzhaft sein und tiefgehen, wie die Trauer um einen geliebten Menschen.
Mit dieser Aussage möchte ich niemanden vor den Kopf stoßen oder deren Trauer abwerten. Im Gegenteil, ich möchte Verständnis und Bewusstsein schaffen, wie unterschiedlich jeder einzelne Mensch Trauer und Kummer erlebt. Denn es geht um den Verlust einer Beziehung zu einem Lebewesen, mit dem wir einen Teil unseres Lebens verbracht haben.
Dabei spielt es keine Rolle, wie groß oder klein dieses Wesen war, ob es Fell oder Federn, Schuppen oder Flossen hatte. Es ist sogar unerheblich wie lange die gemeinsame Zeit war, denn auch eine kurze Zeit kann sehr intensiv sein.
In meiner über zehnjährigen Tätigkeit als aktive Tierärztin stellte ich fest, viele Tierhalter stoßen mit ihrer Trauer in ihrem Umfeld auf wenig Verständnis, Trost oder Rücksicht. Mit erschreckender Häufigkeit wird der Verlustschmerz abgewertet, bagatellisiert und als übertriebene Reaktion abgetan.
Besonders Tierhalter, die selbst die Entscheidung zum Einschläfern ihres Tieres treffen mussten, leiden unter dieser zusätzlichen Bürde.
Für den Schmerz des Verlustes eines geliebten Wesens, mit dem man sein Leben geteilt hat, gibt es keinen Maßstab. Der Verlustschmerz kann bedingt sein durch den Tod des tierischen Freundes, aber auch durch Verschwinden oder durch Scheidung bzw. Trennung vom Partner.
Um Trauer gut verarbeiten und bewältigen zu können, benötigt es Zeit und Raum. Das gilt für Menschen ebenso wie für Tiere. Denn auch Tiere trauern um ihre Lieben. Such dir Menschen, die dich in deiner Trauer wahr und ernst nehmen. Nimm dir Zeit. Trauerrituale können dir dabei auch helfen.
Liebe(r) TierfreundIn, sei versichert, es ist völlig normal, dass du um deinen tierischen Freund und Begleiter trauerst und sein Verlust dir Schmerz und Kummer bereitet! Es gibt auch keinen Grund für Scham, wenn du in dieser schweren Zeit professionelle Hilfe in Form von Trauerbegleitung annimmst. So gelingt es dir, den Verlust zu akzeptieren und in dein Leben zu integrieren.
Das ist meine persönliche Meinung und die Erfahrung meiner Verluste und die meiner Klienten.
In unserer Gesellschaft herrscht große Unsicherheit im Umgang mit Tod, Sterben und Trauer. Diese natürlichen Prozesse werden abgeschottet und tabuisiert. Wir haben den Umgang mit Sterbenden und Trauernden verlernt, ja schrecken vielleicht sogar davor zurück. Es löst ein Gefühl der Ohnmacht und Beklommenheit in uns aus.
Dabei ist Trauer keine Krankheit, sondern ein natürliches Verhalten beim Erleben eines Verlustes. Sie kann sogar als Heilungsprozess angesehen werden, vor dem man keine Angst haben muss. Die Trauer hilft uns den Verlust eines geliebten Menschen oder Tieres zu verarbeiten und in unserer Lebenswelt zu akzeptieren und zu intergieren, um letztlich gestärkt aus dieser Ausnahmesituation hervorzugehen.
Um Trauer gut verarbeiten und bewältigen zu können, benötigt es Zeit und Raum. Beides wird oft nicht gegeben bzw. nimmt es sich der Trauernde nicht. Unsere Gesellschaft drängt meist darauf schnell wieder "zu funktionieren". Das sogenannte Trauerjahr ist als Zeitrahmen noch akzeptiert. Doch der Trauerprozess ist individuell im Verlauf und seiner Dauer.
Nimm dir die Zeit die du brauchst. Alle deine Gefühle sind richtig und wichtig. Und alles geschieht in deinem Tempo.
Im Trauerprozess können Gefühle auftauchen, die dich vielleicht erschrecken. Von denen du glaubst, dass sie unangebracht sind. Hier läufst du Gefahr diese wichtigen und richtigen Emotionen zu unterdrücken und weg zu schieben. Es gibt verschiedene Modelle zu den Trauerphasen. Keine dieser Phasen muss geregelt hinter einander ablaufen, der/die Trauernde wechselt immer wieder zwischen den Phasen hin und her. Solange bis eine einigermaßen stabile Basis erreicht wird. Auch dann können immer wieder vereinzelte Phasen durchlebt werden, wenn plötzlich wieder schmerzliche Erinnerungen hochkommen.
Wichtig ist mit der Trauer leben zu lernen, ohne stecken zu bleiben. Das kann dann geschehen, wenn du dich mit deiner Trauer auseinandersetzt. Dies gelingt gut mit verständnisvollen Freunden, in Selbsthilfegruppen oder mit Hilfe von professioneller Trauerbegleitung.
Es gibt etwas, über das du schon lange reden möchtest?!
Dann mache den nächsten Schritt und vereinbare einen Termin mit mir.
»Sprich nicht voller Kummer von meinem Weggehen, sondern schließe deine Augen, und du wirst mich unter euch sehen, jetzt und immer.«
Khalil Gibran