Humor-los

Resilienz bei Demenz

Achtsamkeit, Bewusstseinstraining, Mentalcoach

Kennst du den?

Was ist besser – Alzheimer oder Parkinson? Alzheimer, da lernst du immer neue Leute kennen.

Ich fand den Witz schon immer sehr grenzwertig und einem betroffenen Angehörigen bleibt das Lachen im Halse stecken.


Die Aussicht, dass die eigene Mutter / der eigene Vater dich nicht mehr erkennt ist nicht witzig.

Es ist schwer zu akzeptieren, dass dieser Mensch nicht mehr so ist – nie mehr so sein wird – wie er war (zusätzlich zu all den „Zimperlein“ die sowieso im Alter kommen).

Meine Mutter hatte ihre Diagnose im Jahr 2011.

Ich machte mir Sorgen, fühlte mich hilflos gegenüber den Ängsten und Nöten dieses so vertrauten, „neuen“ Menschen.

 

Wenn die Befürchtung Gewissheit wird

Mit der Diagnose „Demenz“ (oder „Alzheimer“) stellt sich vieles um im Leben – auch die Rollenverteilung. Damit müssen erst einmal beide Seiten klar kommen. Der Spagat gelingt, wenn man trotz der Elternrolle die man manchmal übernehmen muss in der inneren Haltung bleibt: "Du bist die Mama /der Papa, ich bin "nur" die Tochter/der Sohn."

Menschen, die an Demenz erkrankt sind merken, dass „was nicht stimmt“ mit ihnen, aber sie wissen meist nicht was und können es schwer einordnen.

Das macht Angst!

 

Sie merken auch, dass sie geistig und kognitiv nicht mehr so mitkommen wie früher und fühlen sich daher in alltäglichen Situationen überfordert.

Das kann zu Angst, Aggression und/oder Rückzug führen. 

Rückzug

Wie in Nebelschwaden oder dichten Wolken irren sie durch‘s eigene „Ich“ und wir können ihnen oft nicht mehr folgen. Aber der geliebte Mensch ist nach wie vor da – irgendwo „da drin“. Je nachdem wie weit fortgeschritten die Erkrankung ist wird der Nebel dichter, das Kreuzen von lichtvollen Pfaden auf denen Begegnung wieder möglich ist immer seltener.

Als Angehörige durchleben wir eine ziemliche Gefühlsachterbahn – von Angst und Sorgen über Genervt sein („Oh je, das darf ich ja gar nicht.“) bis hin zu Überforderung und völligem Ausgebrannt sein; schwankend zwischen Pflichtgefühl, schlechtem Gewissen und dem Wunsch nach Nähe und liebevoller Verbundenheit.

 Wo bleibt der Humor?

Ja, es scheint wir Angehörigen haben echt nicht viel zu Lachen.

Doch dann bringst du eine Kleinigkeit mit – ein zwitscherndes Plastikvogerl – und du siehst die Freude, das Strahlen und Lachen die sie auslöst (und ja: immer wieder auf‘s Neue…).

Also gut ist es schon, wenn man den Humor nicht verliert – mir hilft er enorm das alles leichter zu nehmen.

Der Humor, diese große Freude über kleine Dinge - auch über gemeinsame Blödeleien und ja, einfach „da zu sein“ - helfen sehr. Es hilft bei der Zeit, die man gemeinsam verbringt, um den geliebten Menschen einfach so sein zu lassen wie er jetzt ist und zu vermitteln, dass man auch gerne bei ihm ist. Sei es um gemeinsam Fotos anzuschauen, Geschichten vorzulesen (mag meine Mutter besonders gerne), zu singen (auch wenn ihr so falsch singt wie ich...), über alte Zeiten zu reden und vor allem - gemeinsam zu lachen.

Drum verzage nicht, werde nicht humorlos, sondern lasse deinen Humor los – die geballte Ladung, Sachen machen um zu lachen!

Vergiß nicht(!):

„Denn Humor ist wenn man trotzdem lacht!“

Ich wünsche euch humorvolle Stunden im gemeinsamen Land der Erinnerungen.

Von Herzen eure Katharina

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Kommentare: 3
  • #1

    Stefanie (Montag, 04 Juli 2016 14:42)

    Liebe Katharina,
    ein ganz wertvoller und wunderbarer Artikel!
    Dankeschön...von ganzem Herzen

  • #2

    Marion (Montag, 04 Juli 2016 17:55)

    Danke für diesen Beitrag, der hoffentlich denen Mut macht, die diese Situation gerade durchleben. Meine Schwiegereltern sind vor zwei Jahren binnen 4 Wochen beide verstorben. Die Schwiegermutter hatte Demenz, der Schwiegervater Parkinson. Ich habe beide fast 7 Jahre bis zum Tod begleitet und obwohl sie in einem wirklich guten Seniorenheim waren, in dem man sich liebevoll und hingebungsvoll um sie gekümmert hat, bin ich am Ende in einem tiefen Burn-out gestrandet, aus dem ich erst jetzt so langsam wieder herauskomme. Die spassig gemeinte Frage vom Anfang kann ich nur mit "weder noch" beantworten. Auch die gängige Parkinson-Medikamentierung verändert die Persönlichkeit, ganz ähnlich wie die Demenz. Die schönen Momente waren die, wenn mein Mann und ich mit den Hunden zu Besuch kommen konnten. Der Kontakt zu den Tieren hat am längsten Emotionen bei den Schwiegereltern ausgelöst und sie entspannt und glücklich werden lassen. Und uns damit auch .. Tierbesuche sollten Standart in allen Senioren und Pflegeinrichtungen sein.

  • #3

    Katharina (Montag, 04 Juli 2016 21:32)

    Liebe Marion, Sie sprechen mir aus der Seele! Gerade Tiere sind so ein wichtiger Kontakt für uns Menschen - ganz besonders wenn wir älter werden. Bei meiner Arbeit im Alten-Pflegeheim ist es immer wieder so berührend wie die Leute aufleben wenn Pia (die kleine Hündin der Seniorenbetreuerin) kommt. Sogar die, die kaum noch was sehen oder hören reagieren auf den Hund und leben auf; schlechte Laune ist gleich vergessen! Ja, Tierbesuche sollen Standard werden!
    Danke für diesen wertvollen Kommentar!
    Liebe Grüße
    Katharina Wanha